Gesundheitspolitik

Packen wir es an! HPV-Impfprävention stärken, WHO- und EU-Ziele erreichen.

21. Oktober 2022

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Frank Treu

Die Besiegung bestimmter HPV-bedingter Krebsformen, die durch Humane Papillomviren (HPV) ausgelöst werden – das ist die große Vision der Europäischen Kommission im „European Beating Cancer“-Plan. Dafür hat die EU konkrete Vorhaben erarbeitet, um die Prävention voranzutreiben und sie zu erleichtern. In ihrer Roadmap hat sie sich unter anderem zum Ziel gesetzt, dass bis zum Jahr 2030 mindestens 90 Prozent der Mädchen vollständig gegen HPV geimpft sind und zusätzlich bei Jungen eine deutliche Steigerung der Impfquoten erreicht wird. Damit folgt die EU-Kommission im Wesentlichen der globalen Strategie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2020 und erweitert diese noch um die Jungen.

Doch noch immer erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 7.800 Frauen und Männer an bestimmten Krebserkrankungen, die durch HPV ausgelöst werden. Dass das auch an mangelnder Vorsorge und Prävention liegt, zeigt der neue Kindergesundheitsbericht 2022 der Stiftung Kindergesundheit deutlich. Die HPV-Impfquoten in Deutschland sind viel zu gering! Zwar stieg die Impfquote bei Mädchen seit der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) im Jahr 2007 stetig an, aber erreichte 2019 nur 47,2 Prozent für eine vollständige Impfung bei den 15-jährigen Mädchen. Seit 2018 ist die HPV-Impfung endlich auch für Jungen empfohlen. Auch hier muss die Quote deutlich gesteigert werden, denn bisher sind nur 5,1 Prozent der 15-jährigen Jungen geimpft.

Zudem verschärfte sich die Lage mit Ausbruch der Covid-19-Pandemie und sorgte für einen gravierenden Rückgang der Impfungen. Laut DAK Kinder- und Jugendreport 2022 sank die Erstimpfungsquote bei Mädchen 2020 im Vergleich zum Vorjahr um über 14 Prozent, bei Jungen um rund neun Prozent. Nach Berechnungen von MSD auf Basis von Marktdaten gab es in den Jahren 2020/2021 verglichen mit dem Jahr 2019 sogar einen noch deutlicheren Rückgang der HPV-Erstimpfungen bei Mädchen von minus 25 Prozent und bei Jungen von minus 35 Prozent. Diese Zahlen sollten uns endlich aufwecken. Die entstandene Lücke während der Covid-19-Pandemie muss zusätzlich zu den ohnehin schlechten Impfquoten geschlossen werden, um die WHO-und EU-Ziele zu erreichen. Denn jedes Kind, das nicht gegen HPV geimpft ist, hat ein höheres Risiko für bestimmte HPV-bedingte Krebserkrankungen im weiteren Lebensverlauf.

Auch der Vergleich mit anderen europäischen Staaten zeigt den Ernst der Lage: Deutschland liegt hier auf den hinteren Rängen. Bereits 2019 belegte Portugal den Spitzenplatz mit einer Impfquote von 95 Prozent bei 15-jährigen Mädchen. Danach folgen Länder wie zum Beispiel Island, Norwegen, England und Spanien, die Impfquoten über 80 Prozent in dieser Altersgruppe erzielen. Die Zahlen und Vergleiche zeigen deutlich, dass der Handlungsbedarf in Deutschland sehr groß ist.

Der Erfolg dieser Länder sollte uns nicht nur wachrütteln, sondern sie sollten auch als Best-Practice-Beispiele dienen, die zeigen, wie es gehen kann. Hierbei erweisen sich drei Faktoren als entscheidend, um die Impfmotivation zu steigern:

  • eine HPV-spezifische Information und Aufklärung mit alters-/zielgruppengerechter Ansprache für Mädchen und Jungen beziehungsweise der Eltern
  • niedrigschwellige Impf-Angebote der Ärzt:innen und ergänzende Angebote in den Lebenswelten zum Schließen der Lücken (z.B. an Schulen)
  • Einladungs- und Erinnerungssysteme, die gezielt und individuell auf Impfungen hinweisen

Dass bei HPV-Impfungen etwas passieren muss, hat auch die Politik erkannt. Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) unterstrich im Juni 2021 nochmals die Dringlichkeit und forderte alle Akteure im Gesundheitswesen auf, im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Impfmotivation in der Bevölkerung zu stärken. Auch gilt es darauf hinzuwirken, dass trotz Pandemie die Impftermine nach STIKO-Impfkalender unbedingt wahrgenommen werden sollten und insbesondere die Impfquoten bei HPV-Impfungen verbessert werden müssen. Eine Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigt allerdings, nur 57 % der Erwachsenen halten die HPV-Impfung für besonders wichtig oder wichtig. Eins ist jedoch sicher: Die Prävention von Erkrankungen lohnt sich – für jede:n Einzelne:n, aber auch für die Entlastung unseres Gesundheitssystems.

Die Bundesregierung hat sich inzwischen zu den Impfzielen der WHO und der EU-Kommission bekannt. Sie arbeitet am Nationalen Krebsplan und einer Präventionsstrategie. Diese sollte die Ziele der WHO und der EU aufgreifen und in der anstehenden Überarbeitung des Präventionsgesetz konkretisieren und weiterentwickeln. In diesen Vorschlägen und Initiativen liegt ein großes Potential für mehr und bessere Präventionsangebote, eine Verbesserung der öffentlichen Gesundheit und insbesondere für den Schutz von Kindern und Jugendlichen.

Deutschland hat sich bereits ambitionierte Ziele gesetzt, jetzt muss es endlich an die Umsetzung konkreter Maßnahmen gehen, um diese auch zu erreichen. Für uns bei MSD Deutschland ist klar, dass Prävention der Schlüssel ist, um diese Ziele auch zu erreichen. Denn Impfen ist wichtig und bietet die Chance, folgenschweren Erkrankungen, wie bestimmten HPV-bedingten Krebsarten, vorzubeugen.

Ihr Kontakt

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Frank Treu
Manager Gesundheitspolitik

+49 15 209 280 461

frank.treu@msd.de