Gesundheitspolitik

Neue Antibiotika – Die Herausforderung gemeinsam meistern

24. November 2022

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Antibiotikaresistenzen: Die schleichende Pandemie

Antibiotika zur Behandlung von bakteriellen Infektionen zählen zu den größten Erfolgen der Medizin. Viele Krankheiten haben durch sie ihren Schrecken verloren. Doch bei manchen resistent gewordenen Bakterien wirken sie nicht mehr. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Prof. Dr. Lothar H. Wieler, sprach kürzlich von einer „schleichende Pandemie“. Schaut man sich die aktuellen Zahlen an, versteht man was er meint. Weltweit sterben jährlich ca. 1,3 Millionen Menschen an einer Infektion mit multiresistenten Keimen. Allein in Deutschland sind es rund 9.700 Todesfälle. Die Bildung von Antibiotikaresistenzen ist ein natürlicher Prozess, der durch den unsachgemäßen und übermäßigen Einsatz von Antibiotika begünstigt wird. Durch den rationalen und sehr begrenzten Einsatz von Antibiotika kann dieser Vorgang nur verlangsamt werden. Die stetige Forschung an und Entwicklung von neuen Wirkstoffen ist daher unverzichtbar.

MSD treibt Forschung und Entwicklung voran

Als eines von wenigen großen Pharmaunternehmen weltweit treibt MSD die Entwicklung neuer Reserveantibiotika voran – und das, trotz widriger Marktbedingungen. Neben der eigenen Forschung & Entwicklung unterstützt MSD auch gemeinschaftliche Projekte wie den AMR Action Fund und INCATE). Zuletzt konnte MSD gemeinsam mit dem Bill & Melinda Gates Medical Research Institute verkünden, dass eine Lizenzvereinbarung für zwei präklinische Antibiotika gegen Tuberkulose abgeschlossen wurde.

Bessere Marktbedingungen und Anreize für die Erforschung von Reserveantibiotika

Zwar hat sich die Bundesregierung erst in diesem Jahr wieder im Rahmen der G7-Abschlusserklärung und im Koalitionsvertrag klar zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen bekannt und arbeitet derzeit an der Fortführung der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2030), trotzdem sind die Rahmenbedingungen für den Einsatz neuer Antibiotika sind in Deutschland nach wie vor schwierig. Reserveantibiotika, die v.a. bei stationären Aufenthalten von Patient:innen zum Einsatz kommen, werden über die Fallpauschalen der generischen und kostengünstigeren Antibiotika abgerechnet und somit dem Krankenhaus nicht kostendeckend erstattet. Dabei ist es dringend geboten, dass Reserveantibiotika nur möglichst selten zum Einsatz kommen – also in Reserve bleiben. Aus diesem Grund legt der G-BA strenge Vorgaben zur qualitätsgesicherten Anwendung für einzelne Reserveantibiotika fest. Es ist daher nicht nachvollziehbar, dass der verantwortungsvolle und zielgerichtete Einsatz eines Reserveantibiotikums nicht auch mit einer entsprechenden Deckung der Kosten einhergeht. Ein gesondertes Zusatzentgelt ausschließlich für Reserveantibiotika, das den nicht gedeckten Finanzierungsbedarf sichert, ist dabei eine niederschwellige, kurzfristig umsetzbare Maßnahme, um diesen Systemfehler zu beheben. Dies würde den fachgerechten und qualitätsgesicherten Einsatz stärken und dazu beitragen, die Bildung von Resistenzen zu vermeiden. Der vollständige Lösungsvorschlag ist hier einsehbar.

Neben der Verbesserung nationaler Rahmenbedingungen brauchen wir aber auch internationale Lösungen – denn Antibiotikaresistenzen machen nicht an Grenzen halt. Ein wirksames Anreizmodell ist dabei zum Beispiel das Konzept einer übertragbaren Verlängerung der Marktexklusivität (sog. Transferable Exclusivity Extensions, kurz TEEs) auf EU-Ebene. Das bedeutet: Ein forschendes Unternehmen, dem es gelingt, ein neues und effektives Antibiotikum auf den Markt zu bringen, erhält die Möglichkeit, die Marktexklusivität eines anderen, selbstgewählten Arzneimittels für einen begrenzten Zeitraum zu verlängern. Dieses Anreizmodell hat den Vorteil, dass alle Pharmaunternehmen unabhängig von der Größe profitieren und dass keine staatliche Vorfinanzierung notwendig ist. Weitere Hintergrundinfos zu TEEs finden Sie hier.

Nationale Maßnahmen sind Voraussetzung für wirksame internationale Anreizmodelle

Gegen bakterielle Infektionen sind derzeit einige neue Antibiotika in Entwicklung, doch um den Vorsprung gegenüber resistenten Bakterien zu wahren, braucht es mehr. Dafür ist ein Bündel an nationalen und internationalen politischen Maßnahmen notwendig. So kann die Erforschung und Entwicklung neuer antimikrobieller Wirkstoffe weltweit vorangetrieben und deren Finanzierung gewährleistet werden. TEEs können dazu einen entscheidenden Beitrag leisten. Für Deutschland ist es jedoch notwendig, dass eine gerechte Erstattung im Krankenhausbereich sichergestellt wird. Denn sonst greifen auch alle weiterführenden Maßnahmen nicht. Jetzt ist die Zeit, die politischen Weichen dafür zu stellen.

Ihr Kontakt

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Lena Verbeek
Managerin Gesundheitspolitik | MSD hub berlin

+49 30 700 141 679

lena.verbeek@msd.de