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Ein älterer Mann sitzt, auf einen Stock gestützt, auf seinem Sofa. Er schaut nachdenklich aus dem Fenster.

Spätfolgen – Einmal Krebspatient:in, immer Krebspatient:in?

„Den Krebs besiegt“ – so oder so ähnlich liest man es oft in Zeitschriften. Tatsächlich überleben aufgrund der Möglichkeiten der modernen Medizin mehr und mehr Menschen eine Krebserkrankung. Aber was folgt auf das Ende der Therapie? Und warum fühlt es sich oft nicht wie ein Sieg an? Stattdessen stellen viele Patient:innen, ihre Familien und Freunde fest: Die Krankheit verschwindet nie ganz. Man lebt u.a. mit ihren Langzeit- und Spätfolgen.

Langzeitfolgen sind Folgen der Behandlung einer Krebstherapie, die auch 5 Jahre nach der aktiven Behandlung noch bestehen. Spätfolgen hingegen sind Folgen der Behandlung einer Krebstherapie, die nach Abschluss der Therapie und auch nach Jahren noch auftreten können. Laut einer Umfrage* aus dem Jahr 2021 glaubten bis zu Dreiviertel der Betroffenen abhängig vom Stadium der Erkrankung nach überstandener Krebstherapie nicht, dass sie jemals wieder ihren früheren Gesundheitszustand werden erreichen können. Über die Hälfte (57 %) gab an, nach der Krebsdiagnose nicht mehr so fit zu sein wie vorher. 46 % der Umfrageteilnehmer:innen litt auch nach Abschluss der Therapie noch unter körperlichen Beschwerden und 42 % unter psychischen Beschwerden. Jede:r zweite der Befragten fürchtete, dass die Krebserkrankung lebenslang Auswirkung auf ihren körperlichen Gesundheitszustand haben wird.

Zu diesen langfristigen Auswirkungen gehören bleibende Schmerzen, Erschöpfung und die Angst, dass der Krebs zurückkommt. Je besser Sie und Ihre Liebsten informiert sind, desto besser können Sie diesen und anderen Folgen der Krebserkrankung begegnen. Lesen Sie hier, welche Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten möglich sind und was Sie selbst tun können, um Lebensqualität zurückzugewinnen.

Chronische Schmerzen: Hilfe suchen statt Zähne zusammenbeißen

Zwölf Prozent der Umfrageteilnehmenden klagten über chronische Schmerzen. Sie können Folge der Erkrankung oder ihrer Behandlung sein. In vielen Fällen können Schmerzen heute gut behandelt werden. Nicht immer sind dafür nur Medikamente notwendig – Schmerz kann auch Ausdruck seelischer Probleme sein. Zur Linderung ist es wichtig, dass Sie Ihre Ärzt:innen auf die Schmerzen und ihre Intensität aufmerksam machen. Ein Schmerztagebuch kann dabei helfen. Selbst, wenn sich der Kopf zunächst dagegen sträubt: Auch Bewegung kann beitragen, die Schmerzen zu reduzieren.

Schmerzen auszuhalten, nimmt Ihnen Lebensfreude. Sie müssen in so vieler Hinsicht stark sein – lassen Sie nicht zu, dass dauerhafte Schmerzen Sie zusätzlich zermürben.

Bleibende Erschöpfung: Tumor-assoziierte Fatigue

Nach einer belastenden Krebstherapie ist es normal, sich ausgelaugt und kraftlos zu fühlen. Wenn Gefühle von ständiger Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Erschöpfung selbst bei kleinen Tätigkeiten, fehlender Kraft und verminderter Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, Ängste, dem Gefühl, ausgebrannt zu sein jedoch über Monate andauern, spricht man von tumor-assoziierter oder auch krebsbedingter Fatigue. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von der Krebserkrankung selbst, die Abläufe im Körper aus der Bahn bringt, über Auswirkungen der Behandlung bis hin zu individuellen Umständen.

Eine Frau in einem orangefarbenen Oberteil sitzt erschöpft auf ihrem Sofa. Sie hält sich mit der linken Hand die Stirn und mit ihrer rechten Hand hält sie ihre Brille.

Möglichkeiten eine Fatigue zu bekämpfen

  • Besprechen Sie eine geeignete Behandlung mit Ihren Ärzt:innen.
  • Achten Sie auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus und Ruhepausen.
  • Mithilfe einer Psychotherapie lernen Sie, Konflikte, Stresssituationen und Ängste zu verarbeiten und durch Verhaltensänderungen wieder zu Kräften zu kommen.
  • Ein Fatigue-Tagebuch, in dem Sie notieren, wie es Ihnen körperlich, mental und emotional geht, kann zu einem strukturierten Tagesablauf beitragen.
  • Regelmäßige, leichte sportliche Aktivitäten können der Erschöpfung entgegenwirken und sogar helfen, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Hören Sie dabei auf Ihren Körper – welche Sportart würde Ihnen Spaß machen? Beziehen Sie andere ein, um sich nicht allein überwinden zu müssen: ob Spaziergang mit einem/einer Freund:in, Nordic Walking in der Reha-Gruppe oder eine kleine Familien-Radtour. Es wichtig, dass Sie sich nicht übermäßig belasten. Starten Sie lieber mit kleinen Veränderungen, die dazu beitragen, Ihr Aktivitätslevel zu erhöhen und mehr Bewegung in Ihren Alltag zu bringen.  

Viele weitere Informationen finden Sie im ONKO-Internetportal der Deutschen Krebsgesellschaft.

Wenn Tumore zurückkommen: Krebsrezidive

Wer eine Krebstherapie abgeschlossen hat und als tumorfrei gilt, weiß, dass der Krebs zurückkommen kann. Medizinisch spricht man von Krebsrezidiven. Auch Metastasen oder eine andere Tumorerkrankung sind möglich. Dieses Wissen macht Angst. Therapeutischer Rat kann Ihnen helfen, mit der Furcht umzugehen. Je früher eine erneut auftretende oder sich ausbreitende Krebserkrankung erkannt wird, desto besser kann sie in der Regel behandelt werden. Nehmen Sie deshalb regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen wahr, ebenso wie empfohlene Vorsorgetermine. Wenn Sie Anzeichen oder neue Beschwerden bemerken, die auf Krebs hinweisen, sprechen Sie umgehend Ihre behandelnden Ärzt:innen oder Ihre hausärztliche Praxis darauf an.

Eine ältere Patientin in einer grauen Jacke sitzt in einer Arztpraxis. Vor ihr steht ihr Arzt, der sie untersucht.

Langzeit- und Spätfolgen der Therapie haben viele Facetten

Nicht nur der Krebs selbst, auch die Behandlung kann Spuren hinterlassen. Manche verschwinden nach relativ kurzer Zeit wieder, andere treten erst Jahrzehnte später auf oder begleiten Sie möglicherweise Ihr Leben lang. Zu den möglichen Langzeit- und Spätfolgen können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schäden an Herz, Lunge oder Niere, Nerven- und Hirnschädigungen, Sekundärmalignome (bösartige Erkrankungen, die nach der Tumortherapie auftreten), Unfruchtbarkeit, chronische Erschöpfung/Fatigue, Muskelkrämpfe, chronische Schmerzen, Beschwerden des Verdauungssystems, Konzentrationsstörungen, Demenz, Bewegungseinschränkungen aufgrund von Amputationen sowie dermatologische Beschwerden gehören.

Die gute Nachricht: Viele dieser Komplikationen können frühzeitig erkannt und dementsprechend behandelt werden. Deshalb ist es wichtig, regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, sich über persönliche Risiken und Symptome zu informieren und diese umgehend mit Arzt oder Ärztin zu besprechen.

Darüber hinaus gibt es psychische und soziale Langzeitfolgen nach einer Krebserkrankung. Mit diesen Sorgen müssen Sie nicht allein zurechtkommen. Psychoonkologische Beratungsstellen, Patientenorganisationen und Reha-Einrichtungen bieten Ihnen Unterstützung an.

*Studiendesign und Profil der Befragten: Onlinebefragung unter 251 Menschen im Alter von 18 bis 79 Jahren (davon 52 % weiblich, 47 % männlich, 1 % divers), die bereits eine Krebstherapie und Anschlussbehandlung abgeschlossen haben. Bei 78 % der Befragten handelte es sich um eine Krebserkrankung der Stadien 0-2, d.h. es fand keine Ausbreitung auf andere Gewebe statt. Bei 61 % liegt der Abschluss der Behandlung 0-5 Jahre zurück, bei 39 % sind es 6 und mehr Jahre. Die am häufigsten diagnostizierten Krebsarten unter den Befragten waren: Brustkrebs (18 %), Prostatakrebs (16 %), Dickdarmkrebs (12 %) und Schwarzer Hautkrebs (10 %). Die Befragung wurde im Oktober 2021 von Dialego im Auftrag von MSD Sharp & Dohme GmbH durchgeführt.

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