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Patrycja sitzt auf einer Couch und blickt lächelnd in die Kamera. Sie trägt ein grünes Oberteil. Ihr Haar ist braun und geht grade über ihre Ohren.

Ich bin Patrycja, ich bin 43 Jahre alt und hatte TNBC.

Patrycja hat zwei Töchter, ist glücklich verheiratet und gilt als krebsfrei. MSD hat ihr und ihrer Familie im Rahmen des TNBC Awareness Tages ein Erlebnis im Survivors Home in Berlin ermöglicht, an dem sie miteinander kochen und gemeinsam Zeit genießen konnten. Es war der Auftakt für einen Neuanfang, bei dem Patrycja auch zum ersten Mal wieder ihren Lieblingssport Fußball ausgeübt hat. Ist sie wieder ganz auf der Höhe wie früher? Hier ist ihre Geschichte.

Liebe Patrycja, wie hat sich rausgestellt, dass Du Krebs hast?

Patrycja:

Das war der 12. August, als ich von der Spätschicht nach Hause kam. Ich sage immer, mein Hund hat mir eigentlich mein Leben gerettet. Das war nämlich so: Ich wollte ins Bett gehen und Lucky musste noch mal raus. Wenn er mal nachts muss, dann kann er in den Garten gehen und dann bin ich schnell mit ihm ohne BH die Treppe runter und habe dabei meine Brüste festgehalten – und dann habe ich mit dem Daumen etwas gespürt – einen Knubbel. Und ich wusste sofort, da ist irgendwas nicht in Ordnung. Da stimmt irgendwas nicht und das ist nicht gut. Das ist etwas Gefährliches. Mein Mann hat gehört, dass ich geweint habe. Er kam dann runter und ich habe gesagt „Hier spür mal, spürst du das auch?“. Er hat das auch gespürt und hat mich getröstet, in den Arm genommen. Dann bin ich am nächsten Morgen gleich um 8:00 Uhr zum Frauenarzt und am 18. August hatte ich die Diagnose: triple-negatives Mammakarzinom, 2,5 Zentimeter groß. Ja, und so gesehen hat Lucky mein Leben gerettet.

Wie bist Du mit den körperlichen Veränderungen in dieser Zeit umgegangen?

Patrycja:

Ich hatte mein ganzes Leben lange Haare bis zum Po. Also ich hatte immer lange Haare und für andere hatte es eine große Bedeutung als sie ausfielen, aber für mich war das wirklich nie Thema. Das waren ja nur Haare. Als ich meine erste Chemo bekommen habe, da rieselten die nach zwei Wochen. Wir haben dann einfach alle Haare abgeschnitten und haben das auch gefilmt und Fotos davon gemacht. Wir haben wirklich vor dem Spiegel gestanden, dann hat erst mal mein Mann geschnitten, dann die Kinder – jeder konnte mitmachen. Und wir haben gar nicht geweint, wir haben gelacht.

Patrycja und ihre Tochter sitzen am Tisch und unterhalten sich in einer gemeinschaftlichen Runde. Sie lachen und haben eine gute Zeit.

Mit dem TNBC habt Ihr ja auch eine besondere Familiensituation. Weil es erblich sein kann.

Patrycja:

Ja. Als ich erfahren habe, dass ich das BRCA1-Gen habe, war das so, dass meine große Tochter, Seline, schon 19 war und sich testen lassen konnte auf das Gen. Und Seline hat es nicht. Wir waren überglücklich. Aber die Kleine, Lucy, war ja erst 17, als ich damals den Krebs diagnostiziert bekommen habe. Und als Lucy dann erfahren hat, dass sie das Gen auch hat, haben wir sehr viel darüber gesprochen und uns war von Anfang an klar, dass sie so schnell wie möglich diese Mastektomie der beiden Brüste macht, also mit Silikonaufbau.

Wir haben gekämpft. Weil wir dem Krebs voraus sein wollten. Und klar ist es sehr schwer für sie. Es ist eine große Sache, sich mit 19 ihre Brust, ihre Weiblichkeit wegzunehmen. Sie wollte damit ihre Kinder stillen. Da hängt so viel dran und da sind sehr viele Tränen geflossen. Sehr viele. Aber sie wollte die Mastektomie. Wir haben dafür gekämpft, dass sie die Mastektomie machen lassen kann und haben letztendlich doch alles genehmigt bekommen. Lucy ist so reif für ihr Alter. Also was sie alles erlebt hat seit sie 17 war. Sie hat heute gar nicht das Wissen einer 19-Jährigen, sondern eher von einer 80-Jährigen. Was an Reife in diesem Kind, in dieser jungen Frau, steckt, das ist Wahnsinn und ich bin unfassbar stolz auf sie.

Zurück ins Arbeitsleben. Wie ist das für Dich?

Patrycja:

Naja, ich habe im September angefangen zu arbeiten und ich bin aber glücklich darüber, weil ich habe genug die Decke gesehen und ich muss raus. Zur Arbeit zu gehen, das ist für mich auch wie Therapie, den ganz normalen Alltag erleben – auch wenn man sich mal ärgert in der Arbeit. Also ich freue mich darüber, dass ich mich in der Arbeit ärgern kann. Das ist für mich echte Freude, weil der normale Alltag wieder da ist – mit allem, was dazu gehört. Und außerdem – ich habe meine 10.000 Schritte um 14 Uhr durch nach den acht Stunden, die ich arbeite. Wir sitzen da ja nicht an den Maschinen, sondern stehen und bewegen uns. Aber das mag ich gerade. Deswegen sage ich, ich brauche keinen Sport nach der Arbeit zu machen, weil ich da schon Sport gemacht habe.

„Ja, du hattest Krebs, ja du hattest Therapien und nein, das ist jetzt nicht wieder so wie vorher.

Du bist krebsfrei, Deine Reha liegt hinter Dir. Fühlst Du Dich wieder stark und gesund?

Patrycja:

Patrycja ist nicht die Powerfrau, die sie vor der Krebserkrankung war. Und mir das einzugestehen, war schwer für mich, weil ich eigentlich immer voller Power bin. Das ist ein Prozess seit einem halben Jahr, seit ich angefangen habe, zu arbeiten. Ich sage mir „Nimm es an, Patrycja, es ist okay. Du warst krank.“ Ich habe immer noch Konzentrationsschwäche, Wortfindungsstörungen und solche Geschichten. Auch Fatigue habe ich ganz schlimm.

Ich habe gemerkt, in den letzten Monaten habe ich mich so oft gerechtfertigt, wo ich jetzt sage „Nein, du musst dich nicht rechtfertigen, du warst krank und du bist krank.“ Ich bin nicht gesund. Ich bin nicht die alte Patrycja und ich werde sie auch nie wieder sein. Ich werde nie wieder diese 100 % haben. Das habe ich jetzt eben für mich festgestellt. Und ich bin gerade an dieser Aufarbeitung, versuche, das für mich zuzulassen. Wir müssen uns nirgends und vor niemandem rechtfertigen, dass wir nicht mehr 100 % haben und nie wieder haben werden – also ich zumindest nicht.

Früher hast Du ja intensiv Fußball gespielt. Deine Tochter spielt auch und Dein Mann ist Trainer. Du hast wohl Deine ganze Familie angesteckt mit Deiner Leidenschaft.

Patrycja:

Ich habe früher in der Bundesliga, beim HSV Fußball gespielt. Als ich jung war, war das mein Leben. Als ich sieben war, habe ich auf der Straße schon immer mit den Jungs gespielt. Und ich habe alle Jungs ausgespielt. Fußball war halt so ein spezielles Talent von mir. Da war ein Ball und Patrycja war da.
Und dann bin ich mit zwölf zum HSV gegangen, habe bei den B-Mädchen angefangen und dann ging‘s eigentlich ganz schnell, dass ich in die Hamburger Auswahl geholt worden bin. Es war einfach genau das Richtige für mich, ich habe ja gespielt aus voller Leidenschaft. Es war immer klar: Gib Patrycja einen Ball und dann ist sie glücklich.

So eine schwere Krankheit kann die Familie auch sehr belasten. Was hat das mit Euch gemacht?

Patrycja:

Ich sage immer, mein Mann ist der beste Mann der Welt – der trägt mich auf Händen, er macht alles. Er kocht, er backt, er steht zu mir. Ich habe keine Worte dafür, wieviel Liebe er mir gegenüber zeigt, uns gegenüber, unserer ganzen Familie gegenüber.
Ja, er liebt mich so wie ich bin. Wie gesagt, ich habe lange Haare gehabt und ich war so schlank. Jetzt habe ich auch zehn Kilo zugenommen. Aber das ist ihm alles völlig egal – er liebt mich so, wie ich bin.

„Hier gemeinsam zu kochen und dann das Fußballspielen, das waren totale Glücksgefühle, weil ich das ja ewig nicht mehr gemacht habe. Das war ein Abenteuer.

Patrycja steht überrascht vor einem Fußball. Ihr Mann steht hinter ihr und hat ihr die Augen zu gehalten.
Patrycja und ihre Familie sitzen bei angerichtetem Mahl an einem großen Holztisch. Sie strecken ihre Hände in die Mitte um anzustoßen.
Patrycja und ihr Mann stehen mit Schürze in einer Küche und küssen sich liebevoll. Im Vordergrund sind zwei weitere Frauen von hinten zu erkennen.
Patrycja steht vor einer Hauswand und spielt konzentriert mit einem Fußball. Sie streckt die Hand aus und trägt eine schwarze Jacke über einen Kapuzenpullover.
Patrycja spielt draußen auf einem Holzboden mit einem Fußball. Mit Ihrem Bein hält sie den Ball in der Luft. Sie trägt eine graue Jeans, weiße Sneaker, einen grünen Pullover und eine schwarze Jacke.

Wie habt Ihr den Tag heute hier im Survivors Home erlebt?

Patrycja:

Das war ein Traumtag. Das war magisch – auch mit meiner Familie zusammen. Wir haben uns so wohlgefühlt. Ich, meine Kinder und mein Mann auch. Ich fühle mich jetzt gerade so richtig glücklich. Und wir werden uns so oft daran erinnern. Wir werden bestimmt immer wieder darüber reden, wie es hier war, wie wir hier zusammen gekocht haben, gelacht haben, zusammen gegessen haben, zusammen Späße gemacht haben. Das ist in unserer Familie eine wichtige Tradition, für die wir in der letzten Zeit nicht mehr die Energie hatten.

Und dann dieses Gefühl, den Ball endlich wieder in der Hand zu haben und zu kicken, und dann noch mit meiner Tochter. Das war einfach toll. Das haben wir ja schon lange nicht mehr gemacht – seit ich den Krebs hatte. Ich habe sie dann zur Seite genommen und gesagt: „Seline, das müssen wir jetzt mal wieder öfter machen. Der Frühling kommt und dann gehen wir auf den Bolzplatz.“

Das war jetzt noch mal der Abschluss der Zeit meiner Therapie und wie ein Neuanfang für mich und meine Familie. Ja, wir haben das zusammen gerockt, wir haben´s geschafft und wir werden das Leben weiter rocken.

Patrycja und ihre Tochter spielen draußen Fußball. Patrycja schaut in die Luft auf den Fußball.

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